Knigge auf Lehrstellensuche - Gutes Benehmen beim Bewerben!

Im Tages-Anzeiger war es zu lesen: Jetzt zählt bei der Gymiprüfung auch die Verhaltensnote. Man will sehen, ob der Schüler mit seiner Arbeitshaltung im strengen Umfeld bestehen kann. Auch Lehrmeister und Personalverantwortliche achten während dem Vorstellungsgespräch darauf, wie sich der Jugendliche verhält. Adolph Freiherr Knigge würde mit guten Manieren und Höflichkeit im Vorstellungsgespräch sicher punkten. Gemäss Fachleuten sind gute Umgangsformen als Einstellungskriterium - sei dies eine Lehrstelle oder eine Arbeitsstelle - sogar noch wichtiger als gute Noten. Doch was sind gute Umgangsformen? 

Kann man sich bereits mit guten Umgangsformen brüsten, wenn man in der Öffentlichkeit nicht furzt und rülpst oder während dem Essen das Messer nicht abschleckt? Oder bestehen guten Manieren aus dem Kennen der "Knigge-Regeln", die man aus einem Buch auswendig gelernt hat, jedoch den Sinn und Zweck oder die Herkunft dieser Verhaltensweisen nicht versteht? Besitzt der Manager, der seinen Chef immer grüsst und ihm die Türe aufhält, jedoch die 

Putzequipe am Abend geflissentlich übersieht und ignoriert, Anstand? Wohl kaum! Umgangsformen bezeichnen unser Verhalten im täglichen Miteinander.

 

Jonathan Swift hat dies bereits im 16. Jahrhundert so ausgedrückt: "Gutes Benehmen ist die Kunst, den Menschen unseren Umgang angenehm zu machen."

 

Diese Kunst muss man erlernen, niemand kommt mit "guten Manieren" auf die Welt. Im Umgang mit Menschen besteht diese Kunst aus Achtsamkeit, Toleranz, Respekt und dem Kennen der Regeln, die in unserem Kulturkreis wichtig sind. Erwachsene verlangen danach, gehen aber selber sehr sparsam damit um. Für pubertierende Jugendliche, die ihre Wirkung mit Sprache, Aussehen, Kleidung und Verhalten in ihrem  Umfeld ausprobieren müssen, sich abgrenzen wollen, kann die Erwachsenenwelt - die Lehrstellensuche - deshalb sehr schnell zum Minenfeld werden. Unser Lehrstellensuchende Peter kann ein Lied davon singen:

Peter möchte eine Ausbildung als Fachmann Gesundheit (FaGe) beginnen. Er hat gute Noten und durfte sich auch schon in  verschiedenen Spitälern und Pflegezentren vorstellen, leider ohne Erfolg. Nach jedem persönlichen Gespräch wurde ihm eine Absage erteilt. Warum? Begleiten wir Peter zu einem Vorstellungsgespräch: 

 

Das Spital "Wertgesund" hat Peter vor einer Woche telefonisch zum Bewerbungsgespräch heute um 8:00 Uhr eingeladen. Peter hat sich nach dem Telefongespräch weder bedankt, noch hat er sich den Namen des Personalchefs gemerkt. Jetzt ist es 7:00 Uhr morgens und Peter liegt noch im Bett. Gestern wurde es ziemlich spät und er ist müde. Als er aufsteht, muss er zuerst seine Unterlagen suchen. Zum Duschen und Haarwaschen hat er keine Zeit mehr. Auch ist kein sauberes Hemd mehr da. Peter zieht sich seine Löcher-Jeans an, schlüpft in seine eher schmutzigen Turnschuhe (ist ja heute modern) und zieht das T-Shirt vom Vorabend an. Die Unterlagen rollt er zusammen und steckt sie in den Rucksack. Den Bus hat er verpasst und mit 5 Minuten Verspätung erreicht er das Spital "Wertgesund". Vor dem Eingang raucht er noch schnell eine Zigarette. Leider kann er sich bei der Anmeldung nicht mehr erinnern, mit dem er das Gespräch führen wird. Peter muss jetzt noch kurz warten, bis Herr Müller (stimmt, so hiess der Mann) ihn abholt. In der Zwischenzeit nimmt er Platz und steckt sich die Kopfhörer in die Ohren. Er merkt gar nicht, dass Herr Müller bereits vor ihm steht...

 

Der 8-Punkte-Knigge für die Vorbereitung zum Bewerbungsgespräch:

 

1.   Wenn Ihre Handynummer im Bewerbungsdossier steht: Bitte immer Combox mit Vor- und Nachnamen besprechen, damit der Personalverantwortliche weiss, dass er die richtige Nummer gewählt hat. Sofort den Namen des Anrufers notierten und sich nach dem Gespräch für die Einladung bedanken.

 

2.   Unterlagen bereits am Vorabend bereitstellen, nicht zerknüllen oder falten.

 

3.   Körperhygiene ist Pflicht. Duschen, Deo benützen, Haar waschen sowie Fingernägel überprüfen. Genügend Zeit einplanen.

 

4.   Keine schmutzigen Schuhe oder Kleidung tragen. Bereits alles am Vorabend bereitlegen, nochmals anziehen und überprüfen, ob Flecken und Risse vorhanden sind. 

 

5.   Die Königsdisziplin: Pünktlichkeit. 5 Minuten zu spät nimmt Ihnen bereits 50% der Chance, für diese Lehrstelle in Frage zu kommen.

 

6.   Auch wenn man nervös ist, niemals vor einem Vorstellungsgespräch rauchen. Unsere Geruchssinn nimmt kalten Rauch sofort in den ersten Eindruck auf. Der Kaugummi ist bereits in einem Abfalleimer (nicht auf dem Boden) entsorgt.

 

7.   Sich mit Vor- und Nachnamen bei der Anmeldung vorstellen und mitteilen, mit wem man um welche Zeit für ein Gespräch verabredet ist. 

 

8.   Das Handy muss vor Betreten des Gebäudes bereits ausgeschaltet sein. Bei Empfang achten, dass man sofort aufsteht, wenn der Personalverantwortliche auf Sie zukommt.

 

Die Bewerbung geht weiter. Peter hat sich bis jetzt noch nicht optimal verhalten. Weitere Stolpersteine können die Chancen für die Traumlehrstelle vermindern.

 

Mit Knigge-Grüssen

Katrin Künzle

 

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