Tattoos und Business - Gibt es eine Knigge-Regel?

Immer mehr Menschen lassen sich ihre Lieblingssujets in die Haut stechen. Vom herzigen Büsi, über den Namen eines geliebten Menschen, bis hin zum Totenkopf sind der Fantasie keine Grenzen gesetzt. Was vor einigen Jahren als "Grenzüberschreitung" und provozierend galt, wird für unsere Gesellschaft immer mehr zum Alltäglichen. War früher ein tätowierter Arm noch ein Zeichen dafür, dass der Träger eher ein Halbstarker, Aussenseiter oder Asozialer sein könnte, fällt uns heute ein Tattoo kaum mehr negativ auf. Zumindest im privaten Bereich. Wie sieht es aber im beruflichen Umfeld aus?

Daniel, 17 Jahre alt, macht eine Lehre als Kaufmann in einer Bank. Am Wochenende hat er sich ein Tattoo am Unterarm stechen lassen. Als Sujet hat er einen Totenkopf mit einer Sanduhr gewählt. Am Montag zeigt er stolz sein neues Tattoo in der Firma. Sein Chef ist nicht begeistert davon. Er weist Daniel darauf hin, dass er, wenn Kunden anwesend sind, in Zukunft immer ein langärmeliges Hemd tragen muss, damit das Tattoo nicht sichtbar ist. Damit hat Daniel nicht gerechnet. 

Obwohl Tattoos immer mehr an Akzeptanz gewinnen, können sie in einigen Branchen zu Problemen führen. Personen in beratenden Funktionen - z.B. in Banken, Versicherungen und öffentlichen Ämtern - repräsentieren mit ihrem ersten Eindruck und dem Dresscode die Firma. Da passt z.B. das Totenkopf-Sujet nicht zum Image einer Bank und könnte die Kunden verunsichern. Auch im Gastgewerbe und in der Personenbeförderung sind Tattoos nicht überall gerne gesehen. Sichtbare Tattoos widerspiegeln immer die eigene Einstellung und unter Umständen eben nicht die des Unternehmens.

 

Knigge-Tipps für Tattoos:

 

Motive wie "Hello Kitty" oder andere Comic-Figuren passen nach einigen Jahren vielleicht nicht mehr zur eigenen Lebenseinstellung. Namen von der oder dem Liebsten bereiten nach einer Trennung auch nicht mehr sehr viel Freude. Die Bedeutung von Namen und Schriftzeichen in einer fremden Sprache unbedingt sorgfältig überprüfen (nicht nur die Schreibweise). Symbole können zum Beispiel in unterschiedlichen Kulturkreisen auf ganz unterschiedliche Art interpretiert werden. Auch hier ist eine sorgfältige Abklären sinnvoll.

 

Nach einer durchzechten Nacht, nach einer Grippe oder unter Alkoholeinfluss kein Tattoo stechen lassen.

 

Ein Tattoo bleibt für immer auf der Haut, die Arbeitsstelle und die Position werden sich im Laufe der Zeit verändern. Sichtbare Tätowierungen könnten dann zum beruflichen Handicap werden. 

 

Eher ungeeignete Stellen für eine Tätowierung im beruflichen Umfelds sind:

 

Kopf und Gesicht:

Es ist ratsam, sich zu überlegen, ob das Tattoo bei jedem Kontakt mit andern Menschen sichtbar sein soll. Tattoos am Kopf und im Gesicht sind immer präsent und können in den wenigsten Fällen abgedeckt werden. Der erste Eindruck wird deshalb immer mit der Tätowierung verbunden sein. Kopf- und Gesichtstätowierungen können Chancen auf dem Arbeitsmarkt verwirken. 

 

Hals, Decolleté:

Wenn das Tattoo während der Arbeit nicht sichtbar sein darf, muss immer ein Hemd oder eine Bluse mit hochgeschlossenem Kragen oder ev. ein Rollkragenpulli getragen werden.

 

Unterarme:

Je nach Branche muss ein Hemd oder eine Bluse mit langen Ärmeln getragen werden (auch im Sommer).

 

Hände:

Hände sind die Visitenkarten eines Menschen. Hand-Tattoos können nicht abgedeckt werden und werden in vielen Firmen bei Jobs mit Kundenkontakt nicht toleriert.  

 

Unterschenkel:

Für Herren: Keine kurzen Hosen, für Damen: Hosenanzug oder langer Jupe. Business-Kostüme mit knielangem Rock sind nicht mehr möglich (ausser das Tattoo ist abdeckbar).

 

Füsse:

in geschlossenen Schuhen mit dunklen Strümpfen oder Socken ist das Tattoo unsichtbar.  Bei Tragen eines Business-Kostüms mit Jupe, hellen Strümpfen und Pumps könnte das Tattoo je nach Position und Farbe sichtbar sein. 

 

Tattoos und Knigge
Nicht alle Tattoos können mit der Kleidung abdeckt werden

Generell ist eine nicht sichtbare Tätowierung auch in konservativen oder beratenden Branchen mit der entsprechenden Kleidung kein Problem. Für einen jungen Menschen ist es jedoch schwierig, sich vorzustellen, dass man vielleicht in einigen Jahren eine Position einnehmen wird, bei der Tätowierungen ein Hindernis darstellen könnten.

 

Es ist deshalb immer empfehlenswert, eine Tätowierung im verdeckten Bereich stechen zu lassen, damit alle beruflichen Optionen offen bleiben.  

 

Wie sind Ihre Erfahrungen mit Tätowierungen und Beruf?

Teilen Sie uns Ihre Beobachtungen mit.

 

Mit Knigge-Grüssen Katrin Künzle

 

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